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Konzept der Outdoor-Education-Datenbank

Einführung und Problemstellung

Es gibt eine unüberschaubare Anzahl an Exkursionskonzepten und Exkursionsvorschlägen, die vielfältig dokumentiert und auch publiziert wurden (Dewitt u. Storksdieck 2008, Dillon 2006, Lößner 2010, Heynoldt 2014). Jedoch besteht die Schwierigkeit, diese umfassenden Angebote schnell und zielgerichtet zu recherchieren und dann für die eigene Verwendung zu nutzen. Bisher fehlt ein universelles Bildungsangebot, das eine Vielzahl von Einzelideen zum Outdoor-Learning bereitstellt. Weiterhin sind die Möglichkeiten, digitale Endgeräte (z. B. Smartphones und Tablets) in Exkursionen oder Geländeübungen einzubinden, in der Literatur nur ansatzweise dokumentiert.

Ziele

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel, eine internetbasierte Datenbank zu entwickeln, die ein umfassendes Angebot von Materialien und Ideen für Outdoor-Education-Settings anbietet. Der Datenbank soll ein ganzheitlicher systemorientierter Ansatz zugrunde liegen, der eine Einordnung sowie eine Verbindung zwischen Teilangeboten ermöglicht. Dies ist zugleich die Voraussetzung für die Integration neuer überregionaler Themen und Standorte. Der inhaltliche Einstieg in die Thematik wird durch den systemischen Ansatz erleichtert. Eine nachfolgende Unterteilung in allgemein- und regionalgeographische Themenfelder soll es den Nutzer/-innen ermöglichen die allgemeingültigen Regel- und Gesetzmäßigkeiten der Erde mit regionalen Themen im Rahmen von Exkursionen zu kombinieren.

Einen wesentlichen Aspekt nimmt schließlich der partizipative Ansatz bei der Nutzung und Gestaltung der Datenbank ein. In diesem Zusammenhang sollen folgende Teilziele verfolgt werden:

1.    Sammeln und Dokumentieren von Geländemethoden auf einem schulischen bzw. populärwissenschaftlichen Niveau

2.  Sammeln und Dokumentieren von Outdoor-Learning-Standorten, die zu Exkursionsrouten zusammengestellt werden können

3.  Anbieten der Möglichkeit, eigene Geländemethoden und Routen in die Datenbank zu integrieren. 

Inhaltliche und systemische Konzeption der Outdoor-Datenbank

Die Datenbank basiert auf einer systemischen Konzeption, die fachinhaltliche, standortbezogene (regionale), methodische und mediale Zugänge ermöglicht. Der partizipative Ansatz erlaubt das Integrieren von nutzerbasierten Methoden, Standorten oder Exkursionsrouten in die Datenbank.

Die Erde ist durch Mensch-Umwelt-Beziehungen in unterschiedlichen Teilräumen auf verschiedenen Maßstabsebenen charakterisiert. Das Unterrichtsfach Geographie beschäftigt sich besonders mit dem systemischen Ansatz, indem unterschiedliche Räume unter verschiedenen Fragestellungen analysiert und miteinander vernetzt werden. Dabei kann die Aufgabe der Geographie als Einsicht in die Zusammenhänge zwischen natürlichen Gegebenheiten und gesellschaftlichen Aktivitäten in verschiedenen Räumen der Erde beschrieben werden mit dem Ziel, eine raumbezogene Handlungskompetenz zu entwickeln (DGfG 2014). Die Erkundung von Realräumen (Gelände) sowie die Erkenntnisgewinnung durch Methoden mithilfe wissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen stellen hier einen wesentlichen Bestandteil geographischer Bildung dar. Eine Bedeutung kommt dabei insbesondere den natur- und geisteswissenschaftlichen Nachbarfächern zu, da eine Analyse nur ganzheitlich und interdisziplinär zielführend erfolgen kann. Es erscheint sinnvoll, diese Ansätze in der Architektur der Datenbank (Abb. 1) umzusetzen.

 

 Abb. 1: Inhaltlich-systemische Konzeption der Outdoor-Education-Datenbank

Ausgangspunkt ist somit der System-Erde-Gedanke, der zu einer inhaltlichen Zweiteilung in einen allgemeingültigen und einen regionalen Teil führt. Ziel ist es auf der einen Seite, allgemeingültige Outdoor-Bildungsangebote zu präsentieren, die auf unterschiedliche Orte übertragbar sind. Auf der anderen Seite werden unterschiedliche regionale Standorte eingebunden, die durch ihre individuellen und einmaligen Merkmale charakterisiert werden können. Es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, Einzelstandorte in unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten zu Exkursionsrouten zusammenzustellen. Dabei werden vorgefertigte Routen einbezogen. Gleichzeitig können Nutzer/-innen aus dem Angebot der Einzelstandorte individuelle Routen zusammenstellen. Einzelstandorte und Routen sind durch eine hohe Interdisziplinarität geprägt.

Inhaltliche und mediale Differenzierung

Der allgemeingeographische Bereich (in der Abb. 1, links) bildet den ersten Teil des inhaltlichen Zugangs ab und geht von der klassischen Gliederung des Systems Erde in Form von Faktoren aus. Dadurch können alle Bereiche einer zu analysierenden Landschaft beschrieben werden. Die Unterscheidung der Faktoren erfolgt in Geo-(Natur-)-Faktoren und Humanfaktoren. Als Geofaktoren werden alle Faktoren zusammengefasst, die natürlichen Ursprungs sind. Die Humanfaktoren beschreiben die Bereiche, die vom Menschen geschaffen werden und wurden. Die Faktoren zusammengenommen, können als Landschaft oder Geoökosystem verstanden werden, an dieser Stelle ist eine geoökologische Annäherung unter Beachtung mehrerer Faktoren (Geoökosystemanalyse) gleichzeitig möglich.

Den einzelnen Faktoren können dann auf einer untergeordneten Ebene mit konkreten Bildungsangeboten wie Geländemethoden in Form von unterschiedlichen Medien analysiert werden. Daher werden – soweit möglich – die Geländemethoden den einzelnen Faktoren zugeordnet. Die Methoden können als Methodenblatt (PDF), als Lehrerhandreichung (PDF), als Video und Fotodokumentation abgerufen werden. Weiterhin ergänzt die Rubrik Literatur/Bibliothek das Angebot. In Planung ist zurzeit die Option, dass im Gelände ermittelte Messwerte mithilfe eines Online-Formulars in die Datenbank eingeben werden können. Dadurch sollen Messreihen über einen längeren Zeitraum erfasst werden. 

Eine zweite Zugangsmöglichkeit bildet der regionalgeographische Bereich. Hier werden  lokale Punkte und einzelne Standorte des Outdoor-Learnings angelegt, die durch fachliche aber auch lokal bedeutsame Informationen ergänzt werden. Die einzelnen Standorte sind auf einer Karte visualisiert und können zu Exkursionsrouten zusammengestellt werden. Kombiniert werden die Einzelstandorte mit Angeboten geeigneter Geländemethoden aus dem allgemeingeographischen Bereich. Durch die gezielte Anordnung von einzelnen Standorten können thematisch orientierte Routen zusammengestellt werden, die sich wiederum auf die Geo- und Humanfaktoren beziehen.

Der partizipative Ansatz

Neben der Bereitstellung von Bildungsangeboten im methodischen und standortbezogenen Bereich ist ein weiteres Projektziel, die Nutzer/-innen aktiv in die Gestaltung und Erweiterung des bestehenden Angebotes einzubinden. Dazu wird die Möglichkeit eröffnet, zum einen die bestehenden Geländemethoden, Standorte und Exkursionsrouten in eigene Konzepte einzubinden, indem aus der Vielzahl der Standorte eine individuelle Exkursionsroute zusammengestellt wird. Zum anderen können die Geländemethoden-Beschreibungen als PDF heruntergeladen und ausgedruckt werden. Eine interaktive Nutzung und die Vermeidung des Ausdruckens sind durch Abruf der Inhalte im Gelände mithilfe mobiler Endgeräte möglich. Darüber hinaus werden für die Sicherung der Mess- oder Beobachtungsergebnisse in Zukunft interaktive Formulare mit Eingabefeldern angeboten.

Ein zusätzliches partizipatives Angebot ist in der Erstellung von weiteren Materialien und Geländemethoden durch die Nutzer/-innen zu sehen. Hierfür wird die Möglichkeit erarbeitet, dass nach einer Sichtung der angebotenen Materialien durch eine autorisierte Person, neue Informationen und Geländemethoden in Form von PDFs und Videos in die bestehende Website integriert werden. Zudem können neue Standorte oder Exkursionsrouten mit erläuternden Informationen zur Erweiterung des Angebotes aufgenommen werden.

Durch diese Vorgehensweise wird erwartet, dass sich das Angebot über die regionalen Grenzen der Projektinitiator/-innen und über den fachlichen Fokus der Geographie und Biologie hinaus erweitert und einen Beitrag zur Etablierung des Outdoor-Learnings im schulischen Kontext und in der Lehrerbildung leistet, damit der Stellenwert der authentischen Lernorte und damit der Outdoor Education verbessert wird. 

In diesem Zusammenhang wird besonders die Einbindung von mobilen Endgeräten Beachtung finden, wenn ein Mehrwert gegenüber traditionellen Vorgehensweisen erkennbar ist.

Einsatzmöglichkeiten

Die Outdoor-Education-Datenbank umfasst vielfältige Inhalte für fachwissenschaftliche und fachdidaktische Exkursionen im Schul- und Hochschulkontext. Die Exkursionen dienen der Entwicklung von Kompetenzen, besonders in den Bereichen der Erkenntnisgewinnung und räumlichen Orientierung durch die Verwendung von Geländemethoden.

Derzeitige Angebote beinhalten vor allem Lehr- und Lernmaterialien, die während der Lehrveranstaltung „Fachdidaktik IV - Outdoor Education“ von Lehramtsstudierenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg für eine Exkursion mit Schüler/-innen der Kursstufe 9 (Gymnasium) erarbeitet wurden. Der bisherige Datenpool an Exkursionsstandorten bezieht sich somit vorwiegend auf naturnahe Gebiete innerhalb des Stadtgebietes von Halle. Die Methoden liegen jedoch im allgemeingeographischen Bereich und können z. B. innerhalb der universitären Lehre in die bestehenden Angebote in Form von geländemethodischen Lehrveranstaltungen integriert werden. Darüber hinaus wird besonders in der Lehrerbildung ein großes Potenzial gesehen, da die Angebote für den Erwerb von geländemethodischen Kompetenzen auf einem schulischen Niveau genutzt werden können. Ergänzend geben die Methoden, Standorte und Routen der Datenbank Anregungen und Ideen, eigene Exkursionsvorschläge zu entwickeln und in die Datenbank zu aufzunehmen.

Für den schulischen Bereich kann die Datenbank von Lehrer/-innen und Schüler/-innen für die Planung, Durchführung und Auswertung von Exkursionen und Geländeübungen genutzt werden.

In Zukunft sollen weitere Geländemethoden, Standorte und Exkursionsrouten der Datenbank hinzugefügt werden. Hierfür werden besonders Studierende aus obligatorischen Lehrveranstaltungen zum Thema Outdoor Education eingebunden. Um nicht nur Methoden innerhalb des geographischen und naturwissenschaftlichen Fächerkanons anzusprechen, ist geplant, Geländemethoden weiterer Fachbereiche in die Datenbank zu integrieren.

Durch die Einbeziehung von Methoden, die außerhalb der geographischen und biologischen Betrachtungsweisen liegen, kann das Fächerspektrum erweitert und damit der Anteil der Interdisziplinarität erhöht werden. 

Zum Zuge einer Evaluation wird die Wirksamkeit der Outdoor-Education-Datenbank in Schule und Hochschule gemessen. Um das Bildungsangebot einer breiteren Nutzer/-innen gruppe zugänglich zu machen, werden die Angebote derzeit ins Englische übersetzt.

 

Literatur

DeWitt, J. and Storksdieck, M. (2008): A short review of school field trips: key findings from the past and implications for the future. Visitor Studies. 11(2), pp. 181-197.

DGfG – Deutsche Gesellschaft für Geographie (Hrsg.) (2014): Bildungsstandards im Fach Geographie für den mittleren Schulabschluss. 8. Aufl. Bonn.

Dillon, J., Rickinson, M., Teamey, K., Morris, M., Yong Chai, M. u. D. Sanders (2006): The value of outdoor learning: evidence from research in the UK and elsewhere. School Science Review. 87 (320), pp. 107-111.

Heynoldt, B.: (2014): Outdoor Education im Spannungsfeld von Tradition und Implementation. Eine qualitative Studie. In: Haffer, S.; Peter, C. (Hrsg.): Herausforderungen in der Geographiedidaktik. Medien, Kompetenzen, Leitbilder, Realbegegnungen. Gießener Geographische Manuskripte, Bd. 8, S. 21-34.

Lößner, M: (2010): Exkursionen im Erdkundeunterricht: didaktisch gewünscht und in der Realität verschmäht? Ergebnisse einer empirischen Untersuchung an mittelhessischen Gymnasien. Gießen.

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